Zwei wunderbare Klassiker und eine Neuentdeckung - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Zwei wunderbare Klassiker und eine Neuentdeckung

Das Mariani Quartett in Mosbach^Nach der etwas exotischen Besetzung mit Viola da Gamba und Akkordeon beim ersten „Klassischen Konzert“ der neuen Saison war in dieser Woche nun mit einem Klavierquartett wieder eine etwas vertrautere Instrumentenkombination am Start. Seit 2009 sind Philipp Bohnen (Violine), Barbara Buntrock (Viola), Peter-Philipp Staemmler (Violoncello) und Gerhard Vielhaber (Klavier) als „Mariani Quartett“ unterwegs.

Und dabei sind sie nicht nur überaus erfolgreich, sondern auch immer auf der Suche nach spannenden Neuentdeckungen für ihr Repertoire. So haben sie erstmals die beiden Klavierquartette der erst kürzlich wiederentdeckten deutschen Romantikerin Emilie Mayer eingespielt, von denen eines auch bei diesem Abend in der Alten Mälzerei erklang.

Mozart war der erste Komponist, der das Klavierquartett als eigene musikalische Gattung verwendete. Und die ihm nachfolgenden Romantiker wie Mendelssohn, Schumann und auch Johannes Brahms (1833-1897) griffen die Idee wieder auf und schufen ebenfalls Werke für genau diese Instrumentenkombination. Dabei konnte man an den drei Stücken, die das „Mariani Quartett“ für dieses Programm ausgewählt hatte, sehr schön die evolutionäre Entwicklung des Genres in den knapp hundert Jahren zwischen Mozart und Brahms verfolgen.

Bei Mozarts Quartett in Es-Dur KV 493 steht klar das Klavier im Mittelpunkt wie bei einem kleinen Klavierkonzert, es kommt aufgeräumt und fröhlich daher wie die Oper „Figaros Hochzeit“, die ungefähr zur gleichen Zeit entstand. 100 Jahre später fährt Brahms dann die volle romantische Wucht auf in seinem dritten Klavierquartett c-moll op. 60. Und genau dazwischen: Emilie Mayer (1812- 1883), die wahrscheinlich erste hauptberufliche Komponistin der europäischen Musikgeschichte.

In ihrem Quartett in Es-Dur lässt sie die Streicher energisch aus dem Schatten des Klaviers hervortreten und eigenständig agieren. Obwohl sie zu ihren Lebzeiten recht bekannt war und ein umfangreiches musikalisches Werk hinterließ, fand sie als komponierende Frau kaum Verleger und ihre Musik geriet daher in Vergessenheit – bis sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde und Emilie Mayer einen Platz zwischen den großen männlichen Komponisten ihrer Zeit eroberte.

Das „Mariani Quartett“ ist neben dem „Fauré Quartett“ eines der wenigen festen Ensembles in dieser Besetzung. Alle vier Musiker sind auch noch konzertierend in renommierten Orchestern, anderen Kammermusikformationen oder in der Lehre aktiv. Aber ihre Ensemblekultur als Klavierquartett ist einfach grandios. Da ist eine traumhafte Souveränität im Zusammenspiel zwischen ihnen, eine vertraute Achtsamkeit und ein gemeinsames Empfinden der Musik, das wunderbar anzuschauen und anzuhören ist.

Ein geschmeidiger, überaus eleganter Klang der drei Streicher trifft auf die filigrane Tastenkunst des Pianisten Gerhard Vielhaber, der auch in den vollgriffigsten Passagen immer genau zu wissen schien, wie viel Schub er geben durfte, um die leiseren Instrumente nicht zu übertönen. Bratscherin Barbara Buntrock spielt auf einer wunderschönen, um 1650 erbauten Viola von Antonio Mariani, die dem Ensemble auch seinen Namen „Mariani Quartett“ gegeben hat. Ihren feinen Klang und auch die nicht minder noblen Töne, die von Philipp Bohnen an der Violine und Peter-Philipp Staemmler am Cello zu hören waren, konnte man gelegentlich auch individuell bewundern, denn in Brahms’ c-moll-Quartett treten alle vier Stimmen häufig solistisch hervor.

Hier war volle Intensität gefragt, die aufgewühlte Emotionalität lässt vermuten, dass der Komponist wie er in einigen seiner Briefe andeutet, darin seine unerfüllte Liebe zu Clara Schumann ausdrücken wollte. Auch mit ihrer Zugabe blieben die Musiker dann ganz nah bei Clara und verabschiedeten sich mit dem herrlich romantischen „Andante cantabile“ aus Robert Schumanns einzigem Klavierquartett.

Text & Bild: Pia Geimer (RNZ)

Mosbacher Klassische Konzerte

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