Klavierduo Kim/Costa an zwei Flügeln begeisterte in der Alten Mälzerei
Mosbach. Ein Konzert an zwei Flügeln bescherte den Musikfreunden der jüngste Abend in der Reihe Mosbacher Klassische Konzerte in der Alten Mälzerei. Zwei junge Pianisten, vom Deutschen Musikrat in der „Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler“ gefördert, haben erst kürzlich zum Duo zusammengefunden. Die musikalische Feinabstimmung zwischen der koreanischen Pianistin Sae-Nal Lea Kim und dem Portugiesen Raul da Costa ist jetzt schon überragend, wie bei diesem SWR-Mitschnitt zu erleben war. Beide studierten an der Musikhochschule Hannover und anderen, beide erspielten sich erste Preise bei namhaften Wettbewerben.
Wie geölt lief das Zusammenspiel in Busonis Bearbeitung des Finale aus Mozarts F-Dur-Konzert. Animiert und aufgeweckt, voll sprühendem Geist und Witz war dieses Spiel. Reaktionsstarkes Umschwenken vom Quirligen in lyrische Zwischenspiele begeisterte dabei ebenso wie der Schwung, den die Musik dabei erfuhr. Mit der Sonate für zwei Klaviere von Francis Poulenc brachte das Duo ein anspruchsvolles Werk ins Programm. Den ruhigen Harmonien des Beginns gab das Duo große Tiefe in warmem, glockenhaftem Klang. Zarte, warme Abtönungen, wunderbare Feinstufungen zwischen Piano und Pianissimo erfuhr auch der mit großer Intuition musizierte langsame Satz. Quirlig turbulent ging es durch die lebhaften Sätze, wurden die vitalen Rhythmen in großer Präzision eingraviert. Satte Leuchtkraft und glühende Farben eröffnete das Duo dabei und ein Feuerwerk pianistischer Lust gab es im Finale. Ein Spiel wie Feuer und Flamme erlebte man dabei. Traumhaft war hier auch das Eintauchen in die tief versunkene Lyrik, und wonach sich die beiden wieder gegenseitig hochschaukelten, befeuerten zu musikantischem Vergnügen.
Ganz im Zeichen des Tanzes stand die zweite Konzerthälfte, die mit Manuel Infantes „Danzas andaluzas“ begann. Farbenglut und Sehnsüchte, iberische Tanzlust: große Leidenschaften legten die beiden in ihr Spiel, das von mitreißender Vitalität geprägt war. Es war überhaupt schon eine Lust, den beiden zuzusehen, wie sie in ihrem Spiel aufgingen, mit welcher Freude und Feuer sie in ihrem Part aufgingen. Detailliert in den filigranen Arabesken musizierte das Duo Kim/Costa, agierten wie zwei Flamencotänzer, stolz und virtuoser Lust: in den glühenden Ornamenten der Flamencorhythmen und erst recht in den wirbelnden Jota-Rhythmen. Ein turbulentes, feuriges Vergnügen war das jederzeit.
Zum Schluss: „La Valse“ von Maurice Ravel, das der Komponist selber für zwei Klaviere bearbeitet hat. Wobei in dieser Wiedergabe noch viel vom orchestralen Original zu hören war, das einen großen Abgesang auf den Wiener Walzer und den Glanz der Donaumonarchie mit finalem Zusammenbruch beschwört. Schönste Hingabe an die herrliche Melodien wurde mit reichem Rubato ausgekostet, die beiden schienen beim Spiel selber zu tanzen. Herrlich war das Umschwenken vom Feurigen ins entspannt Genüssliche, wurden schwebende Walzerträume evoziert. Und daneben führte das Duo immer wieder in einen Rausch: die Musik, das Publikum und auch sich selber. Die Walzerwoge kam gewaltig ins Schäumen am Ende, bis zum Abbruch, der die Katastrophe des ersten Weltkriegs versinnbildlichte. Groß war die Publikumsbegeisterung, wofür sich das Duo mit Strawinsky Walzer für drei Hände bedankte: ein köstlicher Spaß mit ineinander greifenden Händen und genüsslich schmachtenden, verliebten Blicken des trefflichen Musikerpaars.
Von Rainer Köhl