Wie ein rasantes Tennismatch mit acht Spielern - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Wie ein rasantes Tennismatch mit acht Spielern

Von der unglaublichen Energie des Franz Ensembles ließ sich das Publikum in der Alten Mälzerei nur allzu gerne infizieren.Mosbacher Klassische Konzerte: Das junge „Franz Ensemble“ bezauberte mit spritziger Eleganz und unglaublicher Spielfreude

Eine ausgefallene Besetzung erwartete das Publikum beim zweiten Abend der Mosbacher Klassischen Konzerte: Septette oder Oktette mit gemischten Besetzungen aus Bläsern und Streichern boten in der Alten Mälzerei mit ihrem speziellen Klangfarbenreichtum schon beinahe sinfonische Möglichkeiten. Das junge „Franz Ensemble“ (benannt übrigens nach Franz Schubert, bei dessen Oktett sie 2018 erstmals zusammen musiziert haben) hat sich genau diesem spannenden Repertoire für größere kammermusikalische Formationen verschrieben.

Die Mitglieder sind als Solisten oder Kammermusiker in der ganzen Welt unterwegs und musikalisch überaus vielseitig aufgestellt. Aber wenn sie als Franz Ensemble zusammen auf der Bühne stehen, dann wird es magisch: Die unbändige Spielfreude, die jedem Einzelnen von ihnen sozusagen aus jedem Knopfloch strahlt, überträgt sich in hohem Maße auf ihre Zuhörer. Von dieser unglaublichen Energie ließ man sich nur allzu gerne infizieren, das knisterte und sprühte auf der Bühne, wie es ebenso selten wie beglückend zu erleben ist.

Auf dem Programm standen zwei Werke: Zunächst erklang das Oktett AsDur op. 128 von Ferdinand Ries (17841838), und nach der Pause folgte dann das Septett Es-Dur op. 20 von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Diese beiden Werke nebeneinanderzustellen ergibt Sinn, denn Ries war ein Schüler und Freund Beethovens, auch wenn er als Komponist wohl nicht in derselben Liga unterwegs war. Für Beethoven scheint das Septett eine letzte komponistische Fingerübung vor dem Beginn seines sinfonischen Schaffens gewesen zu sein – aber was für eine! Mit seinem Opus 20 ist ihm ein vollendetes Meisterwerk gelungen.

Ferdinand Ries war selbst Pianist und hat sein Oktett fast wie ein Klavierkonzert „en miniature“ komponiert, bei dem allerdings die anderen Instrumente ebenfalls solistisch glänzen dürfen. Mit ihrem elektrisierenden Temperament eroberte die junge Pianistin Kiveli Dörken das Publikum vom Fleck weg im Sturm.

Wunderschön, wie lebendig die acht Musiker miteinander interagierten und sich blitzschnell die Bälle zuspielten: Im Zentrum das Klavier, auf der einen Seite die Streichersektion mit Sarah Christian (Violine), Yuko Hara (Viola), Tristan Cornut (Cello) und Juliane Bruckmann (Kontrabass), auf der anderen die drei Bläser Maximilian Krome (Klarinette), Marc Engelhardt (Fagott) und Magdalena Ernst (Horn). Das wirkte zuweilen wie ein rasantes Tennismatch mit acht Spielern und mindestens vier Bällen gleichzeitig, was sich da vor den entzückt staunenden Ohren der Zuhörer abspielte.

Beim folgenden Beethoven-Septett wurde das womöglich noch spektakulärer: Während Ries bei aller Eleganz doch klassisch aufgeräumt und vergleichsweise ungefährlich komponierte, hat Beethoven die sieben Stimmen zu einem aufregenden, vielschichtigen Mikrokosmos verwoben. Phänomenal, was Geigerin Sarah Christian dabei leistete, denn die Violine ist teuflisch exponiert, wie ein Figürchen auf einem wirbelnden Karussell, das immer noch ein paar Extrapirouetten mehr dreht als die anderen, aus purer Spielfreude. Kongenial eskortiert wurde sie dabei von ihren sechs Mitmusikern, die auch die teils flotten Tempi mit vorantrieben. Unfassbar mühelos klang das, nach Belieben schienen die „glorreichen Sieben“ mit Beethovens musikalischen Material spielen zu können: seidenweich in der Tongebung, manchmal fast flüsternd ins pianissimo verfallend, um dann gleich wieder fröhlich zuzupacken, wenn das Menuett plötzlich zum derben Ländler wird.

Der Variationensatz enthält charmante Duettund Triokombinationen, bei denen man die einzelnen Instrumente gut verfolgen und die grandiose Ensemblekultur dieser jungen Truppe nur bewundern konnte. Auch die souveräne Freiheit beim Musizieren, der fast nebensächliche und offenbar kaum noch notwendige Blick in die Noten, die tänzerische Leichtigkeit und lebhafte Aufmerksamkeit, mit der jeder und jede einzelne mit seinen Mitspielern kommuniziert, all das zeichnet das „Franz Ensemble“ in besonderer Weise aus. Das ist Kammermusik auf absolut atemberaubendem Niveau – Chapeau!

Von Pia Geimer
© Rhein-Neckar-Zeitung | Mosbacher Nachrichten | REGION MOSBACH | 4 | Montag, 25. Oktober 2021

Mosbacher Klassische Konzerte

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