Das Württembergische Kammerorchester faszinierte mit aufregender Klangkultur. Eine interessante Erfahrung, nur wenige Wochen nach dem Gastspiel der Philharmonie der Nationen einen weiteren Hochkaräter unter den international gefragten Orchestern in Mosbach erleben zu können.
Am Samstagabend begeisterte das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter seinem Chefdirigenten Ruben Gazarian die Zuhörer in der fast ausverkauften Mälzerei ebenfalls mit einer großartigen Leistung.
Möglich gemacht wurden diese beiden Konzerte wie bereits viele andere dank der Unterstützung durch die Familie Kletti (mpdv), was Christof Roos als Initiator der Mosbacher Klassischen Konzerte in seiner kurzen Begrüßung ausdrücklich würdigte.Es ist faszinierend zu beobachten, wie unterschiedlich die verschiedenen Klangkörper in demselben Raum wirken können, jedes Orchester zeigt dabei einen eigenen „Hausstil“, sozusagen eine individuelle Handschrift. Mit seiner deutlich kleineren Besetzung verfolgt das Württembergische Kammerorchester ein völlig anderes Klangideal als die Philharmonie der Nationen: die hohe Intensität entsteht hier als Ergebnis einer durch und durch kammermusikalischen, sehr subtilen und durch ihre bestechende Präzision kraftvollen Spielweise, die nicht nur den Streicherapparat auszeichnet, sondern sich auch in der sinfonischen Besetzung mit Bläsern zeigt. Gleich das Auftaktstück des Abends wurde zu einer eindrucksvollen Demonstration, wie genau und in sich geschlossen dieses Orchester agiert. Dirigent Ruben Gazarian - selbst Geiger – weiß, wie er mit kleinen Gesten diesen ganz besonderen Streicherklang herauslocken kann. Nur etwa fünf Minuten dauert die Ouvertüre zur Oper „Idomeneo“ von Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791), eine charmante Miniatur voll genialer Spielfreude.
Man vermutet, dass das nach Art der „Sinfonia concertante“ komponierte Doppelkonzert für Violine und Cello a-moll op. 102 von Johannes Brahms (1833-1897) ein musikalisches Friedensangebot gewesen sein könnte, mit dem Brahms seine abgekühlte Freundschaft zu dem großen Geiger Joseph Joachim wiederzubeleben suchte. Offenbar mit Erfolg, denn der versöhnte Freund war 1887 als Solist an der Uraufführung beteiligt. Ungewöhnlich beginnt dieses Konzert gleich nach wenigen Takten mit einer großen Kadenz von Cello und Geige, bevor die eigentliche Exposition des Orchesters folgt. Mit Valeriy Sokolov (Violine) und Maximilian Hornung (Violoncello) hatte man zwei hervorragende Solisten gewinnen können, die die reizvolle Dramatik in diesem Werk aufs Schönste herauszuspielen verstanden. Valeriy Solokov kam mit seinem kristallklaren, sehr flexiblen Ton dabei fast sogar noch besser zu Geltung als das dunklere, naturgemäß aus dem Gesamtklang weniger hervortretende Cello von Maximilian Hornung. Die anfangs noch düsteren Farben des 1. Satzes, wunderbar ausgedrückt in der hochdramatischen Cellokadenz zu Beginn, wandeln sich im weiteren Verlauf, zwischen den beiden Soloinstrumenten entsteht ein inniger Dialog, in dem immer mehr Zuneigung und vertrauter Gleichklang mitschwingt. Nach und nach wird aus dieser Zweisamkeit ein gemeinsamer Tanz mit dem Orchester, wie eine große Erleichterung, die sich im Finalsatz kraftvoll Bahn bricht.
Die letzte Sinfonie Nr. 104 „London“ von Joseph Haydn (1732-1809) gilt als seine bedeutendste und eine Art sinfonisches Vermächtnis. Und dabei klingt sie so leicht und luftig, so volksnah und fröhlich, dass ihr äußerst kunstvoll verwobenes Themengeflecht sich beim Hören ganz unkompliziert zusammenfügt. Noch einmal kamen hier die klanglichen Qualitäten des WKO wunderschön zum Tragen, verschmolz der elegante Klang der Bläser mit dem klaren, geschmeidigen der Streicher. Als pfiffige Zugabe und Dank für den herzlichen Applaus servierten Ruben Gazarian und seine Musiker zum Abschluss „con spirito“ den 4. Satz aus Mozarts A-Dur Sinfonie KV 201.