Neun Jahre nach ihrem ersten gefeierten Auftritt: Das„Azahar Ensemble“ zurück in der Mälzerei
Manche im Publikum dürften sich noch mit Freude an das grandiose Konzert erinnert haben, bei dem 2025 ein gewisses junges Bläserquintett aus Spanien im Rahmen der Mosbacher Klassischen Konzerte aufgetreten war. Die fünf waren damals gerade frisch vom ARD-Musikwettbewerb gekommen, wo sie als bestes Ensemble ihrer Sparte zusätzlich auch den Publikumspreis abgeräumt hatten. Heute - neun Jahre später – ist aus dem „Azahar Ensemble“ eines der international gefragtesten Bläserquintette geworden. Es war also keineswegs selbstverständlich, dass man sie nach all ihren Erfolgen noch einmal in Mosbach würde hören können, aber so ist es! Am Dienstagabend war das sympathische Quintett – benannt nach der fünfblättrigen weißen Blüte der wilden Orangenbäume Südspaniens - sozusagen back in town, zurückgekehrt an die Stätte ihres ersten Auftritts damals nach dem Wettbewerb, der ihnen zum Sprungbrett wurde für eine tolle Karriere.
Inzwischen verfügen sie über ein eindrucksvolles Repertoire, das auch etliche für sie eigens komponierte neue Bläserquintette von zeitgenössischen Komponisten beherbergt. Aber natürlich sind ihnen auch die Klassiker wichtig, so wie Mozarts Serenade c-moll KV 388, mit der sie ihr Programm eröffneten. Dieses wunderbare Quintett gibt es auch in einer von Mozart selbst stammenden Fassung für Streicher, aber man muss leider neidlos anerkennen, dass die Bläserfassung fast noch schöner ist. Dass die Klangfarben der Blasinstrumente sich klarer voneinander abheben und immer wieder neu zu interessanten Mischungen kombinieren lassen, kommt diesem ziemlich dramatischen Stück sehr entgegen. André Cebrián (Flöte), Maria Alba Carmona Tobella (Oboe), Antonio Lagares Abeal (Horn), Maria José Garcia Zamora (Fagott) und Miquel Ramos Savadó (Klarinette) musizieren im Stehen und nutzen die damit gewonnene Bewegungsfreiheit optimal aus. Bisweilen bewegen sie sich auf der Bühne wie ein Schwarm Stare im perfekt synchronen Formationsflug – große Klasse!
Es ist fast so etwas wie ein Tanz, ein eleganter „pas de cinq“, den die fünf da gemeinsam auf die Bühne zaubern. Fagottistin Maria Zamora rezitierte zu den einzelnen Werken jeweils einen passenden Text mit schauspielerischer Dramatik. Beispielsweise zum Mozart ein Stückchen aus „Don Giovanni“, zu dem folgenden „Quinteto en forma de Chôros“ von Heitor Villa-Lobos (1887-1959) eine wilde Räuberpistole aus dem Dschungel, so wie sie der brasilianische Komponist selbst erzählt haben könnte, der als junger Musiker mit Wandertheatern und ihren typischen Bands (Chôros) umhergezogen war. Genauso unkonventionell ist auch sein Quintettsatz von 1928, bei dem das Ensemble seine ganze fantasievolle Spielfreude ausleben konnte.
Nach der Pause stand ein Stück auf dem Programm, das die Schweizer Cellistin Ursina Maria Braun (*1992) speziell für Azahar geschrieben hat. In ihren „Fünf Bildern“ von 2022 spielt sie mit Assoziationen zum Thema „Luft“: Wie würden die Instrumente „ohne Luft“ klingen, also in einem Vakuum oder unter Wasser, heiße oder kalte Luft oder das Luftholen? Nun – hier konnte man das erleben: Mit Lippen, Zunge, Klappenbewegungen, teilweise ohne Ton und nur mit Spielgestik umgesetzt ergaben sich interessante und immer wieder überraschende Effekte, denen das Publikum fasziniert lauschte und am Ende begeistert applaudierte.
Den Abschluss des Programms bildete Beethovens Quintett op. 4, das es ebenfalls auch in einer Streicherversion gibt. Con brio – mit Schmackes gespielt war das, lebendig und ausgelassen schienen die fünf Musiker einander zu beflügeln. Als Zugabe packten sie danach noch die „Invitación al „Bolero“ aus der „Suite cubana“ von Félix Darío Morgan González aus, mit der sie ihren wunderbaren Kammermusikabend in der Mälzerei ausklingen ließen.