Franziska Hölscher, Teunis van der Zwart und Severin von Eckardstein begeisterten mit romantischer Kammermusik
Glücksspirale nennt der Volksmund das Horn ein bisschen despektierlich, die berüchtigten Kiekser sind Gegenstand zahlloser Hornistenwitze. Aber den niederländischen Hornisten Teunis van der Zwart ficht so etwas nicht an, er hat sich mit aller Leidenschaft dem vielleicht heikelsten und kapriziösesten aller Blasinstrumente verschrieben. Und dabei hat es ihm das ventillose Naturhorn ganz besonders angetan, das heute durch die historisch informierte Aufführungspraxis in der Alten Musik Szene eine Renaissance erlebt. Was hochwertige Kammermusik angeht, so wird man in diesem Jahr bei den Mosbacher Klassischen Konzerten wirklich verwöhnt. Dass das beim Publikum nach den grandiosen ersten beiden Konzerten der Saison sehr gut ankommt, war an dem außergewöhnlich guten Besuch zu bemerken, aber auch an der gespannten Aufmerksamkeit, mit der die Zuhörer dem Vortrag der drei Musiker lauschten. Zu Gast waren diesmal die Geigerin Franziska Hölscher gemeinsam mit dem schon erwähnten Hornisten Teunis van der Zwart und dem Pianisten Severin von Eckardstein, die sich in verschiedenen Besetzungen mit einem rein romantischen Programm präsentierten.
Im ersten Teil des Abends erklang als Auftakt Robert Schumanns „Adagio und Allegro As-Dur“ op. 70 für Horn und Klavier. Beim genauen Hinhören war zu spüren, dass Teunis van der Zwart als ausgewiesener Spezialist für Alte Musik auch auf dem „modernen“ Horn einen etwas anderen Klang erzeugt als viele seiner Kollegen. Sein Ton scheint irgendwie farbiger, individueller dank seines besonderen „historischen“ Ansatzes. Severin von Eckhardstein begleitete ihn dabei überaus behutsam, anfangs fast zu zurückhaltend, was allerdings nicht auf allen Plätzen so gewirkt haben mag. Für Kammermusik scheinen tatsächlich die hintersten Sitzreihen in der ansonsten recht ausgewogenen Akustik der Mälzerei nicht ganz ideal zu sein. Früh zu kommen kann sich also lohnen, wenn die besten Zuhörerplätze in den mittleren Reihen noch zu haben sind.
Beim folgenden „Nocturne Des-Dur“ op. 63 von Gabriel Fauré konnte man den Pianisten dann als Solisten erleben und sich ganz auf den Flügel konzentrieren. Das Stück erinnert mit seiner fließenden Melodik an Chopin, die Harmonik wirkt jedoch fast schon impressionistisch. Maurice Ravel, einer der Erfinder des musikalischen Impressionismus, hat in seine G-Dur Violinsonate Elemente aus dem Jazz einfließen lassen - eine geigentechnische Herausforderung, die die temperamentvolle Violinistin Franziska Hölscher mit sichtlichem Vergnügen annahm. Energisch und völlig angstfrei brachte sie Ravels ungewohnte Spielvorgaben zum Klingen, ließ es gelegentlich auch mal lustvoll Schaben oder Kratzen, wenn sich Pizzicato und Arcospiel vermischen. Beeindruckend, wie sie das wie entfesselt dahinflirrende Perpetuum mobile des Finalsatzes ablieferte - hochkonzentriert bis zum allerletzten Ton.
Das absolute Glanzstück dieses Programms aber war das grandiose Trio Es-Dur für Violine, Horn und Klavier, das nach der Pause gespielt wurde. Brahms hatte es nach dem Tod seiner Mutter als Trauermusik komponiert und wollte für dieses einzigartiges Stückchen Musik unbedingt den intimen Klang des Naturhorns einsetzen. Auch wenn sicher nur wenige Hornisten den Part so unfassbar perfekt spielen können wie Teunis van der Zwart, der dabei wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser agierte. Zart wie Fäden des Altweibersommers umwehten einander die melancholischen Melodiebögen von Violine und Horn im 1. und 3. Satz, getragen vom Pianisten mit Umsicht und feiner Musikalität. Das abschließende Finale wirkte dagegen überhaupt nicht traurig, sondern endete in einer zupackenden Coda, nach der sich die konzentrierte Spannung des Publikums in einem wahren Beifallssturm löste. Als Zugabe spielten die drei Musiker noch einen Ausschnitt aus dem Scherzo, das zuvor schon mit einem gar nicht unpassenden kleinen Zwischenapplaus bedacht worden war. Ein großartiger Abschluss eines wunderbaren Abends.