Schemann-Klavierduo begeisterte das Publikum in der gut besuchten Alten Mälzerei
Saison 2009/2010. Für die Gattung Klavierduo bedarf es einer besonderen Seelenverwandtschaft, einer Gleichschwingung, um die vierhändigen Geflechte in perfekter Synchronität zu meistern. Aus diesem Grunde werden die meisten Klavierduos von Geschwistern oder Ehepaaren formiert. Susanne und Dinis Schemann sind privat ein Paar und auf der Konzertsaalbühne ebenso. Seit 20 Jahren bereichern sie nun schon das Konzertleben in Deutschland, spielten auch bei großen Festivals wie dem Bodensee-Festival und dem Schleswig-Holstein-Musik-Festival.
In der Reihe der Mosbacher Klassischen Konzerte gastierten sie am Donnerstag nun bereits zum vierten Male. Bislang haben sie ihre Duokunst in der Alten Mälzerei immer an zwei Flügeln vorgeführt, nun spielten sie vierhändig an einem Flügel.
Mit Mozarts Duo-Sonate D-Dur KV 381 begann das deutsch-portugiesische Duo, beglückte mit einer perfekten Gleichschwingung, wie wenn da in Wahrheit eine einzige Person spielen würde. Jugendfrischen Elan und sehr viel Witz brachten sie in dieses Werk, das Mozart als 16-Jähriger komponierte. Dabei musizierten sie sehr aufgeweckt in den heiteren Ecksätzen, hatten spürbar großen Spaß daran, den Humor pointiert zum Klingen zu bringen. Dabei wurde immerzu sehr stilvoll und fein formuliert, das Kleinodhafte dieser Musik fand ganz entzückende Darstellung. Mit inniger Empfindung wurde jeder Ton angeschlagen, dem sublim Klingenden wurde hingebungsvoll nachgehorcht.
Mit ausgesuchten Raritäten ging der Klavierabend weiter, zunächst mit fünf der „Legenden“ op. 59 von Dvorak. Eine wunderschöne Musik, in deren volksliedhafte Geheimnisse das Duo tief hineintauchte und sehr viel Feinsinn erweckte.
Delikate Klangvaleurs entwickelten Susanne und Dinis Schemann in den lyrischen Stücken, gestalteten ausdrucksvoll und innig zugleich. Daneben wurde in den kräftigen Stücken nichts überzeichnet, erhielt das folkloristisch Inspirierte schönste Vitalität. Und immer wieder ließen wundervoll gestaltete Übergänge in Tempo, Dynamik und Ausdruck aufhorchen, die zwischen Sehnsucht und hochromantischem Espressivo all den Reichtum dieser herrlichen Musik in Schwingung brachte.
Rachmaninows „Sechs Stücke“ op. 11 gab es nach der Pause. Tiefe slawische Seelenmelancholie ließen die beiden durch die „Barcarolle“ wehen, von reichen Rubati durchzogen, jenem Wechselspiel zwischen kleinen Verzögerungen und Beschleunigungen, das der Musik eine große Gefühlspalette eröffnet. Turbulent und burlesk aufgedreht kam das Scherzo, und schönsten Schwung erlangte der Walzer. Jedes Stück erhielt dabei je verschiedenen Charakter und Ausdruck, bis zum hochgedrehten Furor des Finales. Schönste Gesanglichkeit und tiefe Empfindung ließ das Schemann-Klavierduo dabei strömen, bei einem Spiel wie ein Herz und eine Seele.
Kräftig glühen ließen sie es daneben in markant eingravierten Akkorden, in aufgewühlter Leidenschaft. Gemeinsamer Atem ist Grundvoraussetzung, um die kleinen Verzögerungen oder Beschleunigungen rund und elastisch zu gestalten. Darin zeigte sich das Ehepaar geradezu vorbildlich. Das Publikum in der gut besuchten Alten Mälzerei zeigte sich hochbegeistert über die Kunst dieses fabelhaften Duos. Und auch in der Brahms-Zugabe offerierten die beiden kräftig entschiedenes Spiel neben beseelter Ausdruckskraft, Anmut und Innigkeit.
Text und Bild: Köhl