Für junge Wettbewerbsgewinner beim Deutschen Musikwettbewerb ist es eine feine Sache, wenn der Deutsche Musikrat einzelne Musiker zusammensteckt und sie auf gemeinsame Konzerttournee schickt.
Saison 2010/2011. Welch hohe Professionaliät im Zusammenspiel sich dabei ergeben kann, das zeigte der Auftritt des Trio Idamante in der Reihe Mosbacher Klassische Konzerte in der gutbesuchten Alten Mälzerei. Der Klarinettist Markus Krusche, der Fagottist Daniel Mohrmann und der Pianist Andreas Hering begeisterten mit einem Programm, das Musik aus Lateinamerika und Frankreich überaus beziehungsreich verknüpfte und dessen Faible für Tanzrhythmen und impressionistische Farbigkeit unüberhörbar war.
Anfang und Ende des Programms beinhalteten je zwei Sätze aus Astor Piazzollas "Die Vier Jahreszeiten von Buenos Aires": Stimmungsbilder der argentinischen Hauptstadt, welche die Kaffeehaus- und Tangokultur im Verlauf des Jahres bieten. Wie wunderbar ein Fagott singen kann: hier zeigte es sich in einem Spiel, bei dem man die Herbstblätter fallen hörte in wunderbaren Pianissimi. Hingebungsvolle Elegien von groflem Gefühl und schönste Melancholie verbanden sich dabei aufs Schönste. Und umso feuriger folgten die Tangoepisoden auf dem Fufl. Zarteste Empfindungen gab es im "Winter" und die drei Musiker lieflen die Melodien schwelgen, singen, dann auch wieder stolz aufrauschen und Feuer fangen. Erlesen schwebende Kantilenen und bezaubernd ausgekostete Melodien Dabei agierten die drei den ganzen Abend über mit einer Spiellust, die schlichtweg umwerfend war und welche das Publikum in höchstem Mafle begeisterte.
Lateinamerikanische Tänze griff auch Heitor Villa-Lobos auf in seiner "Fantaisie concertante" für diese Triobesetzung. Mit moderner Harmonik war das ebenso angereichert wie mit französischem Esprit und Farbensinn. Quirlige konzertante Verflechtungen ergaben sich, wobei das Wesen der drei Instrumente fantasievoll ausgelotet wurde. Südamerikanisches Lebensgefühl, Sehnsucht und Melancholie wechselte mit turbulenten, burlesken Kapriolen. Das war höchst virtuos und rhythmisch sehr vertrackt, ebenso brillant wie bravourös gemeistert.
Mit "Der Hafen" aus Isaac Albeniz' "Iberia" interludierte der in Rostock studierende Pianist Andreas Hering das Programm und wollte dabei nach eigenen Angaben "Rostocker Ostseefeeling mit spanischem Feuer verbinden". Was ihm auch vortrefflich gelang. Wirbelnde, trillernde Rhythmen setzte er lustvoll pointiert auf die Tastatur. Ein furioses Duo mit Klavierbegleitung lieferte der Fagottist Daniel Mohrmann mit "Interférences I" des französischen Zeitgenossen Roger Boutry. Kraftvoll musikantisch, beherzt und rhythmisch pointiert gingen die beiden ans Werk, in diesem sehr gestenreichen und gewitzten Stück. Fliegende, federnde Läufe des Fagotts, stürzende, purzelnde Passagen schufen bestes musikantisch erhitztes Vergnügen. Und auch der Klarinettist Markus Krusche, Stipendiat in der Orchesterakademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, zeigte seine hohe Kunst in Darius Milhauds "Scaramouche". Ein ungeheuer lustvoll zündendes Brillantfeuerwerk entfachte er mit dem Pianisten, hörte man gewitzte Harlekinaden neben butterweichen, zauberhaft beseelten Klarinetten-Kantilenen.
Perfektion und Leidenschaft waren im Spiel des Trio Idamante immerzu vorzüglich vereint: ein Musizieren, das aus dem klassisch Maflvollen immer wieder lustvoll ausscherte. Das machte sich auch in der Zugabe sehr bezahlt, dem Finale aus Beethovens "Gassenhauer-Trio": dabei eröffneten die drei eine jugendfrische Impulsivität, wie man solche nur selten hört. ‹berbordender Spielwitz wechselte kontrastreich mit wunderschön blühenden Phrasen und beseelter Hingabe. Mit zwei ruhigen Songs aus der "Dreigroschenoper" verabschiedete sich das Trio von seinem begeisterten Publikum.
Von Rainer Köhl