Mit dem jungen AZAHAR ENSEMBLE war ein absolutes Weltklasse-Bläserquintett zu Gast
Vor fünf Jahren saßen sie noch gemeinsam im Nationalen Jugendorchester von Spanien, wo sie sich erstmals als Bläserquintett formierten und seitdem einen unaufhaltsamen Aufstieg in den Olymp der weltbesten Kammermusikensembles geschafft haben. Spätestens nach ihrem Sieg beim renommierten ARD-Wettbewerb 2014 sind sie definitiv dort angekommen. Offenbar war Christof Roos der erste Veranstalter, die danach anrief und sie vom Fleck weg für seine Klassischen Konzerte engagierte. Gut gefüllt war denn auch der Saal am Freitagabend, als das AZAHAR-Ensemble in der Mälzerei zu Gast war.
Frederic Sánchez Muñoz (Flöte), Maria Alba Carmona Tobella (Oboe), Antonio Lagares Abeal (Horn), Maria José Garcia Zamora (Fagott) und Gonzalo Esteban Francisco (Klarinette) spielen mit einem so fröhlichen, vollkommen natürlichen Charme, dass der Funke bereits mit dem ersten Akkord überspringen konnte. Da ist eine solche Lebendigkeit, ein achtsames Zuspielen und Miteinander, wie man es nur bei außergewöhnlichen Ensembles in dieser Ausprägung findet. Und dann der wunderschöne Ton, den jeder Einzelne ganz selbstverständlich mitbringt und in den Dienst der gemeinsamen Sache stellt – großartig!
Die fünf Musiker spielen im Stehen, was wahrscheinlich nicht nur ihnen selbst eine größere Bewegungsfreiheit verschafft, sondern auch für die Zuschauer spannend ist, denn man kann mitverfolgen, wie aus ihrer Musik ein gemeinsamer Tanz, ein faszinierender Pas de cinque wird.
Der Ensemblename „Azahar“ steht übrigens für die weiße Blüte der Zitronen- und Orangenbäume, die mit ihrer fünfblättrigen Symmetrie ein perfektes Symbol für ein Bläserquintett darstellt. Mozarts „Andante für eine Orgelwalze“, mit dem sie das Programm eröffneten, wurde original für den Musikautomaten eines Wachsfigurenkabinetts komponiert, wirkte aber wie geschaffen für diese Besetzung. Die „Summer music“ op. 31 von Samuel Barber (1910-1981) mit ihren interessanten Effekten wurde original für Bläserquintett komponiert, auch das wunderschöne Bläserquintett des georgischen Komponisten Giya Kancheli (*1935), das 2014 Pflichtstück des ARD-Wettbewerbs war. Gut vorstellbar, wie das AZAHAR-Ensemble mit seiner traumhaften Geschmeidigkeit und Klangschönheit die Juroren überzeugen konnte.
Eine besondere Verbindung haben die fünf jungen Spanier mit Antonin Reicha (1770-1836), der als „Erfinder“ der Gattung Bläserquintett gilt. Denn eines seiner Werke – hier erklang das pfeffrige Quintett in D-Dur op 91/3 - war das erste Stück, das sie gemeinsam erarbeitet haben. Den Abschluss des Programmes bildeten die „Cinco danzas Gitanas“ von Joaquin Turina (1882-1949). Das Arrangement für Bläserquintett wirkte so schlüssig, dass diese Version vielleicht sogar schöner ist als das Original für Klavier. Die individuellen Klangfarben von Flöte und Oboe, Fagott und Klarinette mit dem Horn als Joker in der Mitte erlauben reizvolle Kombinationen und Registerwechsel. Maurische Einflüsse prägen dieses Klassestück, denn die „Gitanes“, die iberischen Roma, waren aus Ägypten über Nordafrika nach Spanien gekommen und hatten allerlei arabische Musik aufgeschnappt, die sich auch z.B. im Flamenco niederschlug.
Die Ausnahmequalität dieser jungen Musiker war auch in der Zugabe zu erleben, als sie mit dem überirdisch zarten „A Chloris“ von Reynaldo Hahn die Zuhörer fast zu Tränen rührten. Eigentlich für eine Singstimme mit Klavierbegleitung geschrieben war hier die Melodie so geschickt unter den fünf Instrumenten aufgeteilt, dass jeder einmal „singen“ darf, während die anderen begleiten. Das war Vollkommenheit pur - Perfektion à 5!