Ein Konzert für Oboe und Klavier - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Ein Konzert für Oboe und Klavier

Ein Konzert für Oboe und Klavier

Mosbach. Ein Konzert für Oboe und Klavier ist selten bei Kammermusikreihen. Die Mosbacher Klassischen Konzerte machen auch solches möglich und luden mit dem Oboisten Philippe Tondre einen jungen Meister seines Fachs in die gut besuchte Alte Mälzerei.

Saison 2011/2012. Der 1989 im Elsaß geborene Musiker wurde schon mit 18 Jahren Solo-Oboist beim Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und erspielte sich letztes Jahr den 2. Preis und Publikumspreis beim ARD-Wettbewerb in München. Zusammen mit der japanischen Pianistin Masako Eguchi musizierte er ein erlesenes Programm, das von SWR2 mitgeschnitten wurde. Dass eine Oboe schwer zu blasen ist, hört man meistens auch.

Nicht so bei Philippe Tondre, der eine ganz besondere Spielkultur eröffnete. Da vernahm man nichts von forciertem Herauspressen des Tons (was freilich nötig ist), vielmehr hörte man überaus weich und zart flutende Klänge. Das machte gleich zu Beginn aus Schumanns Drei Romanzen op. 94 wunderbare Kostbarkeiten. Eine wunderbar sanfte Gesanglichkeit gewann der Oboist diesen Melodien ab, eine große Süße und bezaubernde Wärme des Tons. Unendlich leise, mit inniger Empfindung spielend, taten sich da unerhörte Klänge auf. Atemlos folgte das Publikum diesen sublimen Klängen und an diesem Abend konnte man gleich paarmal die berühmte Stecknadel fallen hören! So auch in vier aus Benjamin Brittens „Sechs Metamorphosen nach Ovid“ für Oboe solo. Arkadische Stimmung baute der Oboist auf mit Tönen, die bisweilen wie Hirtenmelodien aus archaischen Zeiten tönten.  Zart wie ein Naturlaut klang das, eine erlesene Mythenbeschwörung. Da sah man Bacchus in virtuos federnden Läufen munter einhersausen, sah Niobe sich sinnlich räkeln, Arethusa in virtuos züngelnden und geschlängelten Linien bemerkbar machen.

Eine starke Komposition gab es auch mit dem Duo Concertante des großen ungarischen Dirigenten Antal Dorati. Das Klavier war hier gleichberechtiger Partner im Diskurs und die vortreffliche Masako Eguchi gab ihrem Part starke Dramatik ebenso wie Expression. Zauberhafte Klänge à la Messiaen gaben im ersten Satz den Ton und zusammen mit dem Oboisten realisierte sie starke Wechsel zwischen Reflektierendem und Leidenschaftlichem. Tänzerisch vital war der ungarisch-folkloristische zweite Satz: lustvoll auftrumpfende Virtuosität setzte das Duo dabei um mit burlesk jagenden und einher rauschenden Figuren. Ein musikantisch pralles Vergnügen voller Witz und in höchst präzisem Zusammenspiel umgesetzt.
Auf der lieblich näselnden Oboe d’amore spielte Tondre danach Schumanns Fantasiestücke op.73. Hingebungsvolle Innigkeit und Herzenswärme ließ er dabei mit tanzerfülltem Schwung und Lebenslust klanglich sehr apart wechseln.

Blütenzarte Emphase brachte das Duo in die Oboensonate op.166 von Saint-Saens. Bukolische Stimmung und versonnene Heiterkeit tönte aus diesen Klängen, aus wundersam zart glühenden Tönen und Farben, sah man Schmetterlinge über die Wiese tanzen. Ein wunderbares Idyll zauberte das Duo, das in makelloser Technik der Gestaltung auch das burlesk Tanzende hinreißend umsetzte. Zum Schluss: das „Salonstück“ von Johann Wenzel Kalliwoda. Musikantische Lust und Bravour waren in diesem Duospiel trefflich vereint, begeisterte der perfekte Gleichschung, mit dem die virtuosen Pirouetten und Kapriolen daherkamen. Mit einem der "Stücke im Volkston", nochmals von Robert Schumann, rundeten die beiden das Programm ab.

Von Rainer Köhl

Mosbacher Klassische Konzerte