Die Berliner Symphoniker in der Alten Mälzerei - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Die Berliner Symphoniker in der Alten Mälzerei

berliner-philharmoniker

Mosbach. Ein großes Ereignis für die Musikfreunde in der Region ist immer dann gegeben, wenn einmal im Jahr ein Orchester in der Reihe "Mosbacher Klassische Konzerte" in der Alten Mälzerei gastiert.

Saison 2010/2011. Zum zweiten Mal waren nun die Berliner Symphoniker hier zu Gast, deren Auftritt erst durch die finanzielle Förderung durch das Mosbacher Softwareunternehmen MPDV ermöglicht werden konnte. Christof Roos, Vorsitzender der veranstaltenden Konzertgemeinde Mosbach, dankte eingangs MPDV-Geschäftsführer Prof. Dr. Jürgen Kletti für das großzügige Engagement seiner Firma, das zum zweiten Mal ein volles Haus mit 650 Plätzen garantierte. Und auch die Zahl der Abonnements sei gestiegen durch diese Orchesterkonzerte, die den Klassik-Interessierten Lust auf mehr machten.

Unter der Leitung des bulgarischen Dirigenten Martin Panteleev begannen die Berliner Symphoniker mit Mendelssohns Konzert-Ouvertüre "Die Hebriden". Diese im Norden Schottlands gelegene Inselgruppe hat Mendelssohn auf einer Reise kennen gelernt und deren Atmosphäre in Töne gesetzt. In dieser Aufführung nun war keine Spur von dem rauen Klima und unwirtlichen Gegend dort zu hören, vielmehr glich die Szenerie einem lieblichen Idyll. Lyrisch und sanft, in weichen Konturen ließ Panteleev musizieren, entlockte den Berliner Symphonikern einen gepßegten und gesättigten Klang, von feinem Espressivo durchzogen. Fast bukolisch klang dies, erst recht in dem feinen Klarinettensolo.

Nicht minder lieblich ging es weiter mit Mozarts Konzert Es-Dur KV 365 für zwei Klaviere und Orchester. Große Leichtigkeit und Anmut entlockte das Solistenduo ihrem Part: sonnig im Gemüt, heiter-verspielt und schön intim musizierten die bulgarische Pianistin Lida Kantscheva und Vovka Ashkenazy, der Sohn des großen Pianisten Vladimir Ashkenazy. Feinsinnige Anschlagskultur brachten die beiden in diese Wiedergabe, hörte man delikat hingetupfte Töne und innige pianistische Gesänge. Gutgelauntes, quirliges Laufwerk offerierte das Duo, das schöne Dialoge mit den Holzbläsern einging (langsamer Satz). Und auch untereinander entfachten die beiden einen vergnüglichen kleinen Wettstreit in der Solo-Kadenz des Finale, in einem Spiel voll aufgewecktem Witz und Charme. Ja, da gab es durchaus auch überraschende Momente in dem Spiel an den zwei ßügeln. Schwungvoll federnd, schön gesanglich im Lyrischen musizierte das Orchester.

Großen Publikumsbeifall gab es danach für die Solisten, das Orchester und den Dirigenten. Ausgedehnte Tourneen führen die Berliner Symphoniker durch die ganze Welt, von Südamerika bis Asien: unter ihrem Chefdirigenten Lior Shambadal oder ihren Gastdirigenten.

Beethovens 3. Sinfonie Es-Dur, die "Eroica" war das große Werk nach der Pause. Martin Panteleev am Pult arbeitete große Spannungsbögen und vitale Höhepunkte heraus. Das Orchester musizierte klangschön und gepßegt, gleichfalls kraftvoll-markant. Ursprünglich wollte Beethoven seine "Eroica" keinem Geringenen als Napoleon Bonaparte widmen. Nachdem der Komponist aber merkte, dass der Franzose gar nicht so revolutionär war, sondern sich bald zu einem Tyrannen entwickelte, widmete er sein Werk ganz allgemein "einem großen Helden".

Großes Heldengedenken ist der Trauermarsch (2. Satz), in welchem die Berliner Symphoniker große Rhetorik entwickelten. Dabei gab es weniger wuchtiges Pathos, als vielmehr gesangliche Empfindungen. Weiten Atem legte der Dirigent über diesen riesigen Satz, großen Ausdruck, tiefe Tragik und lichte Momente. Dabei gab es höchst eindrucksvolle Momente, wie in dem Fugato: eine Wiedergabe von ergreifender Wirkung. Virtuose Rasanz gab es im Scherzo und Finale, aktivierte der Dirigent tänzerischen Elan, Schneid und Verve. Schöne Bläsersoli hörte man dazwischen, Details wurden trefßich ausgekostet und die Schlusssteigerung donnerte gewaltig.

Für die große Publikumsbegeisterung bedankte sich das Orchester und sein Dirigent noch mit zwei Zugaben: einer "Elegie" von Edward Grieg für Streicher, welche wunderschön sehnsüchtig die Stille zum Klingen brachte und weiträumig ausschwang. Danach noch Mozarts "Figaro"-Ouvertüre: wie am Schnürchen kamen die schnellen Läufe, prickelnd und spritzig wie der Pausensekt. Fürwahr, ein großer Abend für die Mosbacher Klassikfreunde.

Von Rainer Köhl

Mosbacher Klassische Konzerte

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