Der französische Pianist Tristan Pfaff in der Alten Mälzerei - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Der französische Pianist Tristan Pfaff in der Alten Mälzerei

Tristan Pfaff

Mosbach. (kö.) Es passte wunderbar, dass zum 50.Jahrestag der durch Staatsvertrag besiegelten deutsch-französischen Freundschaft ein französischer Künstler bei der Konzertgemeinde in der Alten Mälzerei gastierte: Tristan Pfaff.

Kleine Fähnchen der Partnerländer im Blumenschmuck auf der Bühne erinnerten daran. Der 27jährige Pianist, der in Paris ausgebildet wurde, ist auf gutem Wege, eine vielversprechende Karriere zu lancieren. Letztes Jahr gastierte er beim Festival „Heidelberger Frühling“ und ist in vielen Ländern auf Tour.

Eine Liszt- und eine Schubert-CD hat er eingespielt, beide Komponisten standen auch nun auf dem Programm. Mit Schuberts a-moll-Sonate D 537 begann er, eröffnete einen innigen, intimen Tonfall, gestaltete das Lyrische versonnen und fast träumerisch. Auf das Wesentliche konzentriert war dieses Spiel, federleicht und beseelt zugleich, hatte ebenso viel Tiefe wie kleinodhaften Charme. Fein hingetupft und delikat pointiert ertönte der Mittelsatz, brachte der Pianist die Mikrostruktur zum Tönen. Heuer ist das große Wagner-Gedenkjahr (200. Geburtstag), drum nahm Pfaff auch ein kaum bekanntes Klavierwerk des Bayreuther Meisters ins Programm: die „Sonate für das Album von Frau M.W.“ Damit ist Mathilde Wesendonck gemeint, für die Wagner in Liebe entflammt war. Stille, gebethafte Harmonien ähnlich dem Pilgerchor aus „Tannhäuser“ ließ der Pianist erstehen, steigerte das Flehentliche zu großer Dringlichkeit in ornamentreicher Virtuosität. Eine innige religiöse Stimmung baute er auf in tiefgründiger Inbrunst. Franz Liszt hatte letztes Jahr großes Jubiläum und er bearbeitete auch so manchen Opernauszug aus dem Schaffen seines Schwiegersohns Wagner virtuos für Klavier. Wie „Isoldes Liebestod“. Nach den düsteren Eingangsakkorden ließ Tristan Pfaff einen großen Gesang der Hoffnung und der Liebe erstehen, ließ die Harmonien schweben und transzendieren in flimmerndem Tremolo. Träumend und sinnierend, traumhaft schön gestaltet.

Ein reines Liszt-Programm musizierte der französische Gast nach der Pause. Pfaff versteht es, die Melodien singen zu lassen, ruhig und unaufdringlich. Ebenso ruhig ist auch seine Virtuosität. Die trägt niemals dick auf, vielmehr entwickelt sie eine große Poesie. Das gab dem „Liebestraum“ Nr.2 und 3  schönste Innigkeit. Feinen Humor und Eleganz vereinte der Pianist beim „Valse-Impromptu“, brachte die filigranen Ornamente in schönsten Tanzschwung. Und im „Rákoczy-Marsch“ schuf er reich Kontraste zwischen feinen, gewitzten Kapriolen und wuchtig auftrumpfenden Marschepisoden. Große Verdichtungen erreichte er dabei, die niemals eingedickt klangen. Eine große Klarheit und Durchsichtigkeit zeichnet das Spiel von Tristan Pfaff aus und auf virtuose Exzesse und Kraftgebärden verzichtete er gleichfalls.

Pfaff ist ein Perfektionist mit einer großartigen Technik, das wurde in den Zugaben noch einmal mustergültig deutlich gemacht. Im Finale aus Nikolai Kapustins 1.Sonate etwa: die vexierhaften Verwicklungen brachte der Pianist in einen jazzig virtuosen Drive, dabei völlig unangestrengt und locker die Jonglagen abrauschen lassend. Ohne mit der Wimper zu zucken fackelte er ein haarsträubendes pianistisches Feuerwerk mit abenteuerlichen rhythmischen Verwicklungen ab. Nobel leuchtend und in erlesener Klanglichkeit ließ er Liszts 3. Consolation zart blinken und zum Abschluss nochmal Wagner/Liszt: „O du mein holder Abendstern“, den er wunderschön leuchten ließ. Große Publikums-Begeisterung.

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