Mosbach. (kö.) Ein reines Damenquartett war zu Gast bei der Konzertgemeinde Mosbach in der Alten Mälzerei: das Klenke Quartett aus Weimar. 2003 begründete es eine eigene Konzertreihe namens "Auftakt" im Goethe-Nationalmuseum Weimar.
Mit wechselnden Kammermusikpartnern musizieren sie öfters mal, mit Martin Stadtfeld oder Ragna Schirmer. Nun gab es Quartett pur und dies mit Werken von großen Opernkomponisten.
Mit einem Werk des Barock begann das Quartett, Purcells Fantasien für Streicher. Schwelgerische, sinnliche Klänge zwischen sehnsüchtigem Liebesflehen und aufgeweckt heiterer Laune eröffneten die vier Damen dabei. Affektreich wie in einer Oper des großen britischen Barockmeisters tönte dies, von ständigen Stimmungsumschwüngen belebt. Dennoch war hier nichts übertrieben im Spiel und Ausdruck, klang alles eher gemäßigt. Der Geist von Purcells Opern tönte hier instrumental und manches Arioso kam auch in der bekannten originalen Melodie. Hingebungsvoll und mit feinen Schattierungen erfüllte das Quartett diese Musik.
In Mozarts Streichquartett G-Dur KV 387 eröffneten die vier ein sehr lyrisches und feinsinniges Spiel von sublimer Gesanglichkeit und weich fließenden Konturen. Ein vornehmes Musizieren mit leichter Hand ausgeführt und gepflegt klingend. Keineswegs wurden hier nie die Extreme aufgesucht, sondern eher noch Zurückhaltung ausgeübt. Dabei blieben die vier immer in der Mitte von Ausdruck und Gestaltung. Hingebungsvoll und mit inniger Gesanglichkeit wurden im langsamen Satz die zarten Gespinste und ariosen Melodien ausformuliert. Reich geschwelgt wurde im Menuett, mit zart anschwellenden Klängen, munter und in sportivem Geist erfolgte das Finale, wurde das Fugato aufgeweckt und in allen Stimmen von lebhaftem Frohsinn erfüllt.
Mit einer Fuge endet auch das Streichquartett e-moll von Giuseppe Verdi. Ein heiterer Kehraus wie im Finale seiner Oper „Falstaff“ zog hier vorüber. Primaria Annegret Klenke brachte zusammen mit ihren Mitstreiterinnen Beate Hartmann (2.Violine), Yvonne Uhlemann (Viola) und Ruth Kaltenhäuser (Violoncello) den Witz dieses Finale zu bester Wirkung. Zwischen Elegik und Leidenschaft gut ausbalanciert, gaben sie den Verflechtungen des Kopfsatzes einigen Nachdruck und Temperament. Mit süffigem Legatospiel, reicher Sonorität und schöner Entspanntheit wurde das walzerförmige „Andantino“ durchtanzt. Der Tanz ging furios weiter im „Prestissimo“ überschriebenen Scherzo, lustvoll stiebend und musikantisch beschwingt ausgeführt. Und Verdi wäre nicht Verdi, wenn er nicht ein großes Tenor-Arioso als Trio eingefügt hätte, von der Cellistin mit großem Ausdruck musiziert. Einen sehr natürlichen Klang entwarf das Klenke Quartett immerzu: da wirkte nichts künstlich hochgezüchtet, war alles ganz natürlich gewachsen.
Somit wurde nach Wagner beim letzten Klavierkonzert der Konzertgemeinde nun auch dem zweiten großen Jubilar dieses Jahres gehuldigt. Und dass die großen italienischen Opernkomponisten ihre reiche melodische Inspiration auch mal für Streichquartett strömen lassen, dafür gab es an diesem Abend beste Belege. Zumal das Klenke Quartett auch noch mit den „Crisantemi“ den einzigen Beitrag Puccinis zu der Gattung lieferten. In dunkler Elegik und tiefem Ausdruck wurde diese trauernde Seelenmusik musiziert als hymnische Klänge der Hoffnung.