Klarinette, Bratsche und Klavier, das ist eine seltene und aparte Besetzung. In der Reihe „Mosbacher Klassische Konzerte“ in der Alten Mälzerei war eben solch ein Trio zu Gast und hochkarätig besetzt dazu.
Naoko Shimizu ist Solo-Bratscherin der Berliner Philharmoniker und exzellente Kammermusikerin dazu. Den ARD-Wettbewerb hat sie 1997 ebenso gewonnen wie auch Özgür Aydin: letzterer in der Kategorie Klavier. Im Duo begannen die beiden das Programm mit der Bratschensonate der britischen Spätromantikerin Rebecca Clarke. Reiche Emphase ließ das Duo strömen in Melodien, die expressiv und leidenschaftlich aufgebäumt wurden. Dabei hörte man wunderbar warme Bratschentöne, die wie auf Samt gelagert waren. Traumhaftes Gespür für die Elegik und stillen Momente dieser Musik hatte das Duo nicht minder. Dabei wurde sehr fein aufeinander reagiert, in schönster Abstimmung im Umschwenken vom lyrisch Versonnenen ins Leidenschaftliche. Impressionistischer Zauber und quirlig Burleskes wurden im Mittelsatz vermengt.
Die Klarinettistin Nina Janssen widmet sich mit großer Leidenschaft der Neuen Musik: solistisch ebenso wie als Mitglied des „Ensemble Modern“. Mit dem 2007 verstorbenen Komponisten Karlheinz Stockhausen verband Nina Janssen eine intensive Zusammenarbeit und so blieb sie auch nun dessen Stück „Der kleine Harlekin“ nichts schuldig, entwickelte eine hohe gestische und sprechende Qualität in dieser launigen Harlekinade mit ihren bezaubernd heiteren Melodiewendungen, weiten Intervallsprüngen. Tanzen und springen und musizieren war eines für die clowensk geschminkte Klarinettistin in ihrem fantasievollen Kostüm. Im Kreise drehte sie sich selber ebenso wie ihre Motive, trat auch mal mit dem Blumenschmuck der Bühne in fiktiven Dialog. Schön geschmeidig formte Nina Janssen das Figurenwerk, zwischen burlesken Kapriolen und melodischen Schönheiten. Das Publikum war amüsiert und fasziniert zugleich.
Triokompositionen gab es im zweiten Teil und diese gestalteten die drei absolut hochkarätig. Ihr Weltklasse-Niveau war zunächst in Mozarts „Kegelstatt-Trio“ KV 498 zu erleben. Mit welcher Hingabe hier musiziert wurde, das konnte man ebenso hören wie auch sehen: letzteres in dem tänzerischen und biegsamen Körpereinsatz der Musiker. Bezaubernde Leichtigkeit, Charme brachte das Trio ebenso ins Spiel wie vollendete Beseeltheit, welche die Melodien wunderbar singen ließ. Delikate Töne vom Feinsten ließen die drei von einem Instrument zum anderen wandern: bald innig-zart, dann wieder putzmunter vergnügt. Himmlische Pianissimi folgten dabei auf vergnügliche Nonlegato-Läufe.
Die Klangkunst des Trios schuf schönste Wunder auch bei Neuer Musik, in György Kurtags „Hommage á R.Sch.“. Zarte Traumgespinste, extravagante Klänge, irreal hingetupfte Töne wurden hochkonzentriert und mit großem Atem musiziert. Hochberedte Trialoge hörte man dabei, virtuose Aphorismen. Im Gedenken an Robert Schumann schrieb Kurtag dies und aus der Feder dieses großen Romantikers stammte das Schlusswerk, die „Märchenerzählungen“ op.132. Absolut traumhaft musizierte das Trio Janßen/Shimizu/Aydin, in stiller heiterkeit ebenso wie in aufgewecktem, federndem Elan und Tanzlust. Himmlische Gesänge waren dabei zu hören, das blühte und schwebte ganz bezaubernd und eben: märchenhaft.
Nina Janssen (Klarinette) Naoko Shimizu (Viola) und Özgür Aydin (Klavier) in der Alten Mälzerei
Von Rainer Köhl