Das junge Tuba-Trio „21m60“ bot hinreißende Unterhaltung bei den Klassischen Konzerten „Klischee ade!“
hieß es bei dem Auftritt der drei Tubisten Constantin Hartwig, Fabian Neckermann und Steffen Schmid, die am Sonntagabend bei den Mosbacher Klassischen Konzerten zu Gast waren. Die drei jungen Herren sind seit dem Deutschen Musikwettbewerb 2016 als Trio unter dem Namen „21m60“ unterwegs und begeistern mit ihrem Spiel sowohl die Fans hochklassiger Kammermusik, als auch den ganz normalen Musikhörer, der vielleicht noch nicht so genau wusste, was ihn bei diesem Programm erwarten würde.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die drei sind absolute Spitze! Dem Klischee zufolge ist ein typischer Tubaspieler ein gemütlicher Kerl, der in der Blaskapelle unerschütterlich seine „oinks“ auf die 1 und die 3 spielt und zwischendrin verlorene Flüssigkeit in Form von großen Mengen isotonischer Hopfenkaltschale nachtankt. Mit diesem und vielleicht noch anderen Vorurteilen räumten die drei brillanten Tubisten hier gründlich auf und zeigten eindrucksvoll, was in dem voluminösen Instrument, das ausgestreckt eine Länge von 7.20 m hat, auch an solistischem Potenzial steckt. Da ist definitiv nix von derb brummelnder Gemütlichkeit zu hören, bei „21m60“ singt, blinkt, tanzt und sprüht es, das es eine Freude ist. Von dem tiefsten Ton, den sie aus ihrem imposanten Instrument herausholen können, dem sub-contra-F, bis zu den höchsten Lagen, die in der Klangfarbe schon sehr einem Horn ähneln, ist bei ihnen jeder Ton von einer atemberaubenden Makellosigkeit, Geschmeidigkeit und Eleganz – das war Blechbearbeitung auf höchster Veredelungsstufe, wie es Veranstalter Christof Roos von der Konzertgemeinde in seiner Begrüßung bereits angedeutet hatte.
Auch die Moderation des Programms durch Constantin Hartwig ist gekonnt gemacht - unterhaltsam, locker und nicht zu detailliert, genau richtig. Da es kaum Originalliteratur für Tubatrio gibt, haben sich die drei allerlei schöne Stücke für andere Besetzungen selbst arrangiert. Mit Astor Piazzollas „Libertango“ starteten sie ein ebenso unterhaltsames wie musikalisch gehaltvolles Programm, das mit einem kräftigen Schuss Humor gewürzt auch das an ernsthafte klassische Musik gewöhnte Publikum in der Mälzerei begeisterte und am Ende zu Standing Ovations veranlasste. Von der Renaissance bis zur Moderne reicht das Repertoire des Trios, Monteverdi, Bach, Pachelbel, Debussy, Gershwin – was sie in die Hand nehmen, klingt einfach toll auf drei Tuben. Und auch ein Originalstück ist bereits für für „21m60“ geschrieben worden: „YouTuba“ von Nico Samitz (*1992), wurde als Auftragskomposition dem Ensemble passgenau auf den Leib geschneidert. Darin finden sich hochinteressante Klangfarben und ungewohnte Effekte: Zuweilen klingt es wie mongolischer Obertongesang, wenn die drei Musiker beim Spielen in die Tuba hineinsingen, oder wie Didgeridoo, wenn das große Kesselmundstück auf eine bestimmte Art angeblasen wird. Die besondere Stärke des „tiefen Blechs“ tritt natürlich bei getragenen, liedhaften Stücken zu Tage, wie bei dem melancholischen „Danny Boy“ aus Irland oder dem anrührenden „Song for Japan“ von Steven Verhelst (*1981), das nach der Katastrophe von Fukushima für eine Benefiz-CD komponiert wurde.
Alle drei jungen Herren waren in diesem Programm auch mit je einem Solostück zu hören: Der „sanfte Riese“ des Ensembles, der erst 22jährige Fabian Neckermann stellte mit dem „Monolog Nr. 9“ von Erland v. Koch (1910-2009) ein brillantes zeitgenössisches Solostück vor, Steffen Schmid glänzte mit jazzigen „Tuba-Riffs“ von Daniel Schnyder (*1961) und Constantin Hartwig begeisterte mit einer eigenen Fassung von Paul McCartneys „Blackbird“. „Geht nicht gibt’s nicht“ heißt es bei diesem Trio, Grenzen der Machbarkeit sind nicht erkennbar. Aber wenn sie mal der Hafer sticht, können die drei ja immer auch noch als Nasenflöten-Virtuosen auftreten wie in ihrer witzigen Comedy-Einlage mit Mozarts „Kleiner Nachtmusik“. Bravo „21m60“ – weiter so und auf hoffentlich bald mal wieder!